Terror-Konsum
Es gab in Europa vergangenes Jahr knapp 30.000 Verkehrstote und weniger als 500 opfer terroristischer Aktivitaeten. In der oeffentlichen Wahrnehmung werden solche Groessen systematisch verzerrt dargestellt, weil das Interesse an neo-autoritaeren Vorwaenden so intensiv ist. Anders kann man die frenetische Ueberinterpretation der terroristischen Bedrohung nicht erklaeren. Die Hysterie wird dort am staerksten manifest, wo die Zivilisation am offensten die Flucht in die autoritaere Kehre antritt. Man muss bloss die USA und Grossbritannien betrachten: Die Traeger des weltweit wirksamsten Liberalitaetsmodells verfallen seit Jahren progressiv in eine neo-autoritaere Selbsthypnose. Sie habe die Parole ausgegeben, dass der Konsum heute patriotische Pflicht sei. Politisch gesehen ist der Terrorismus das Trojanische Pferd des autoritaeren Kapitalismus.
Quelle: Interview in Profil, 51-52/05, Rueckblick 2005